BAYREUTH. Der Bayreuther Christkindlesmarkt könnte die Stadt Bayreuth Einiges an Geld kosten - oder gar nicht stattfinden, wenn sie die Kosten dafür nicht stemmen kann. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, besser bekannt als GEMA, hat der Stadt die Kosten für die Nutzung von Musik auf dem Christkindlesmarkt 2022 übermittelt. Die belaufen sich auf knapp 40.000 Euro - und sind somit 8.000 Mal so hoch wie im Jahr 2019. Der Glühwein kann einem dabei im Halse stecken bleiben.
Die Stadt Bayreuth nennt diese Forderung „absurd”. Bleibt es bei einem mittleren fünfstelligen Betrag statt vorher 493 Euro, ist die Austragung des Christkindlesmarkt 2023 ungewiss.
„Wie ich die GEMA-Rechnung gesehen habe, ist mir die Luft weggeblieben“, so Berufsmäßiger Stadtrat Ulrich Pfeifer, Rechtsreferent der Stadt. Die Steigerung um fast 8.000 Prozent im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten 2019 versieht die Pressestelle der Stadt mit zwei Ausrufezeichen in Klammern - äußert ungewöhnlich für den sonst sachlich-faktenorientierten Stil städtischer Pressemitteilungen.
Bayreuth ist mit seinem Weihnachtsmarkt beileibe nicht der einzige Fall, bei dem die von der GEMA – übrigens ohne vorherige Ankündigung – eingeführte neue Tarifstruktur zu solch aberwitzigen Verwerfungen führt. Beim Deutschen Städtetag gehen inzwischen immer mehr Berichte aus anderen Städten über deutlich erhöhte Forderungen für regelmäßig stattfindende Märkte ein. Damit verbunden ist oft eine Vervielfachung der Kosten. Als kommunaler Spitzenverband hat der Deutsche Städtetag inzwischen das Gespräch mit den Verantwortlichen der GEMA gesucht. Es brauche angemessene Tarife, die eine Fortführung der Weihnachtsmärkte erlauben und für die Städte Planungs- und Kostensicherheit gewährleisten.
„Wenn die Märkte durch derartige Veränderungen der Tarifstruktur nicht mehr wie bisher stattfinden können, verlieren am Ende alle: die Stadt, die Besucherinnen und Besucher, die Künstlerinnen und Künstler, als deren Interessenvertretung die GEMA sich begreift, insbesondere aber auch die Marktbeschicker“, umreißt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger die Problematik. Ohne zuverlässige Lösung könne auch der Christkindlesmarkt in Bayreuth wohl nicht mehr so wie bisher durchgeführt werden.
Rechtsreferent Pfeifer spricht in diesem Zusammenhang von einer missbräuchlichen Ausnutzung der Monopolstellung der GEMA. Dies lasse der Stadt – wenn es bei einer solchen Tarifstruktur bleibe – kaum eine andere Wahl: Der Christkindlesmarkt sei dann nur noch als stiller Markt beziehungsweise nur dann machbar, wenn er ausschließlich mit nicht GEMA-pflichtigem Liedgut untermalt werde. „Der Stadt bleibt da keine Alternative. Anpassungen werden unvermeidlich sein. Wir können und wollen derart unverschämt hohe Forderungen nicht auf die Marktbeschicker umlegen.“ Und: Die GEMA-Tarife werden nicht nur für den Weihnachtsmarkt zum Problem. „Letztlich dürfte hiervon nahezu jede Vereins- oder Stadtteilfeier betroffen sein.“ Damit drohe ein Stück Kulturgut wegzubrechen.
Bis Anfang September will die GEMA nun nach Angaben des Deutschen Städtetags einen Vorschlag vorlegen, wie für die bevorstehende Weihnachtsmarkt-Saison eine vorläufige Lösung aussehen könnte. Für alle Freunde stimmungsvoller Weihnachtsmärkte heißt es bis dahin Hoffen und Bangen.