BAYREUTH. Bayreuth ist Sportstadt. Aufs und Abs zum Trotz leben die Vereine vom Engagement und der Begeisterung ihrer Aktiven. Mit Herzblut bringen sie sich ein, damit andere glänzen können. So wie es Sportsfreunde eben machen. Einer von ihnen: Udo Gans. Die Sonntagszeitung stellt ihren Sportsfreund der Woche vor.
Wenn die SpVgg Bayreuth spielt, ist er immer ganz nah dran, aber kaum im Mittelpunkt. Bereits im fünften Jahr engagiert sich Udo Gans bei der Spielvereinigung als Torwarttrainer. Wie der Verein selbst ist Gans zwar im Profibereich angekommen, kämpft aber mit den Herausforderungen, die die 3. Liga mit sich bringt. Gans arbeitet in Vollzeit als Polizist. Dank Disziplin hat er den Spagat bisher souverän geschafft.
Dabei war der Mann mit dem markanten Zöpfchen vor der Saison schon fast weg. „Es lag ein unterschriftsreifes Angebot von Erzgebirge Aue vor. Ich habe mich entschlossen hierzubleiben, weil ich dem Team weiterhelfen möchte und mein Engagement besser mit meiner Arbeit unter einen Hut bringen kann“, sagt er rückblickend auf den Sommer. Nun coacht Gans trotzdem in der 3. Liga und kann weiter bei der Spielvereinigung bleiben.
Gans‘ Leben jenseits des Drittligafußballs ist auch nicht ohne. „Ich bin Polizeibeamter bei der PI in Herzogenaurach. Das fordert, aber ich mache den Job sehr gerne.“ Auf A9 und A3 ist Gans eigentlich täglich unterwegs. „Es ist ein Geben und Nehmen“, beschreibt er seinen Job als Polizist, wenn es etwa um die Arbeitsschichten geht. Die sollten tunlichst nicht mit den Spielen der SpVgg Bayreuth zusammenfallen.
„Ich bin aber auch nicht bei jedem Training der SpVgg dabei“, räumt Gans freimütig ein. „Wenn die Mannschaft ihre Einheiten mit Athletik-Trainer Axel Dörrfuß absolviert, lässt Thomas (Kleine, der Trainer; Anm. d. Red.) mir eine lange Leine.“
Auf der Trainerbank sei er „eher der laute Typ“, sagt Gans nach eigenem Bekunden. Die eine oder andere gelbe Karte hat er dafür schon einstecken müssen. „Ich bin jetzt 50 Jahre alt und habe schon so Einiges erlebt. Alles gefallen lassen muss ich mir auch nicht, auch wenn wir als Aufsteiger ein Underdog sind.“ Autorität erlange man nach Gans‘ Befinden nicht durch ein Outfit oder eine Schiedsrichterpfeife im Mund, sondern durch Respekt. Den fordert er für sich selbst ein, dann zollt er ihn auch anderen. Genauso sieht Gans es auch als Polizist. Im Dienst will er sein Gegenüber stets respektieren. Daraus speise sich dann Autorität, weniger von seiner Dienstuniform der bayerischen Polizei.
Warum Gans sich den Stress antue? „Meine Arbeit bei der SpVgg Bayreuth verschafft mir eine große Genugtuung. Außerdem hält mich die gemeinsame Zeit mit unseren Spielern jung. Gerade wie die drei von ihm betreuten Torhüter Sebastian Kolbe, Lucas Zahaczewski und Luca Petzold miteinander umgehen, verlangt ihm höchsten Respekt ab. „Nur einer der drei Keeper kann spielen. Das ist aktuell Sebastian (Kolbe, Anm. d. Red.). Wie Lucas Zahaczewski und Luca Petzold damit umgehen, verdient Respekt“, zollt er seinen Schützlingen Anerkennung.
Zu knabbern habe er manchmal nach Niederlagen der Spielvereinigung. „Dann schlafe ich schlecht.”
In seinem sportlichen Leben ist Gans nach eigener Aussage von mehreren Menschen geprägt worden – immer auch auf der menschlichen Ebene. „Ludwig Preis war so einer. Mit nur 45 Jahren ist er 2017 leider viel zu früh gegangen“, erinnert Gans an einen leidenschaftlichen Fußballer, der Franken stets treu geblieben ist, zumeist in Vestenbergsgreuth beziehungsweise Fürth, später auch bei der SpVgg Bayreuth. Ein anderer war Franz Nietner. Der coachte Gans in dessen Zeit als Torwart in Münchberg. „Nietner hat die Spieler mit Vornamen und ‚Sie‘ angesprochen – ein wahrer Verfechter von Disziplin.“