BAYREUTH. Sport und Bayreuth – für viele Menschen in der Stadt gehören diese beiden Worte fest zusammen. Entsprechend hat diese Stadt Personen hervorgebracht, die sich um ihren Sport oder ihren Verein verdient gemacht haben. Als Spitzensportler oder Ehrenamtlicher an der Basis. Jeder von ihnen hat sich als echter Sportsfreund erwiesen.
Die Bayreuther Sonntagszeitung stellt sie in loser Reihenfolge vor. Zwei von ihnen sind Sebastian Gillsch und Andre Hopp. Gillsch ist Spiel- und Abteilungsleiter beim RSV Bayreuth, Hopp ist Spielertrainer. Für die meisten ist Rollstuhlbasketball ehrenwerter Nischensport, für Gillsch und Hopp ist es die pure Leidenschaft. Grund genug, um sie und ihren Sport näher vorzustellen.
Der RSV spielt um die Meisterschaft in der 2. Liga. Am Samstagnachmittag trugen die Bayreuther Rollis das Playoff-Hinspiel des Finales gegen den RBB München aus (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). Am 15. April wird sich im Rückspiel in München entscheiden, ob der RSV sich die Meisterschaft der 2. Liga holt.
Der sportliche Aufstieg ist dem Club bereits sicher. Aber: Man verzichtet. „Es war eine organisatorische und logistische Entscheidung“, sagt Sebastian Gillsch im Gespräch mit der Sonntagszeitung. „Wir stellen den langfristigen Erfolg über den kurzfristigen. Wir wollen und müssen als Mannschaft in gesundem Tempo wachsen. Das ist keine Grundsatzentscheidung. Wir wollen mit der Zeit aufsteigen.“
Die Rollstuhlbasketballer des RSV haben ihre Saisonspiele bisher entweder in der Oberfrankenhalle oder in der Graf-Stauffenberg-Halle in Bamberg ausgetragen. Die Ausweichspiele waren verzögerten Hallenbelegungen in Bayreuth nach der Corona-Pandemie geschuldet. „Für uns ist es besonders wenn wir unsere Spiele in der Oberfrankenhalle austragen können. Hier können wir uns und unseren Sport am besten präsentieren, auch den Sponsoren.“
Sebastian Gillsch hat vor mehreren Jahren eine Knieverletzung erlitten. „Eine direkte Behinderung ist das nicht. Ich bin Fußgänger“, sagt er. Für seinen Sport setzt er sich freiwillig in den Rollstuhl. Genauso wie sein Freund Andre.
Wer von einmal Training pro Woche ausgeht, der irrt. „Wir trainieren als Team dreimal pro Woche: montags, mittwochs, freitags“, zählt Hopp auf. „Dazu besteht die Möglichkeit, immer donnerstags bei unserer 2. Mannschaft in Bamberg zu trainieren. Der zeitliche Aufwand für den Sport ist immens. Heimspiele oft in Bamberg, Auswärtsspiele in Köln oder München stehen auf der Tagesordnung.
„Mit Breiten- oder Hobbysport hat das nichts mehr zu tun“, so Andre Hopp. Doch die Leidenschaft gleicht vieles aus. Sich selbst bezeichnet er als „Hobby-Profi“ und lehnt den Begriff des Behindertensports ab. „Wenn wir in unseren Stühlen Fahrt aufnehmen, werden wir schon mal bis zu 25 km/h schnell. Da kracht und scheppert es.“ Die Regeln des Rollstuhlbasketballs sind denen zum herkömmlichen Basketball nahezu identisch. „Nur Doppeldribbeln gibt es bei uns nicht“, sagt Andre Hopp.
Was die weitere Entwicklung ihres Sports angeht, haben beide einen klaren Wunsch: Mehr mediale Präsenz. „Wir kämpfen mit Leidenschaft und Fairness um den Sieg. Jedes Team hat unfassbar tolle Charaktere dahinter. Das verdient mehr Anerkennung“, wünscht sich Sebastian Gillsch. Andre Hopp sehnt sich nach steigenden Zuschauerzahlen. „Wer uns spielen sieht, berichtet idealerweise per Mund-zu-Mund-Propaganda davon
weiter.“